Studenten fordern bei Demo „aktive Solidarität“ der Uni Leipzig für iranische Kommilitonen

Als Teil einer weltweiten Aktion haben sich am Mittwoch etwa 150 Studierende auf dem Campus am Augustusplatz versammelt. Ihre Forderung an die Hochschule: Die Universität soll iranische Studentinnen und Studenten besser unterstützen.

Leipzig. Mehr als zwei Monate ist der Tod der Kurdin Mahsa Zina Amini nun her, der im Iran eine Protestwelle ausgelöst hat. Die landesweiten Unruhen nehmen nicht ab – und auch in Leipzig ist ein Echo zu hören. So hatten iranische Studentinnen und Studenten der Universität Leipzig für den Mittwoch zu einer Kundgebung aufgerufen – wie weltweit an weiteren mehr als 200 Universitäten. Unter dem Motto „Women, Life, Freedom – Campus Rallye for Iran“ organisierte die Gruppe „Iranian Scholars for Liberty“ an diesem Tag Aktionen, Demonstrationen und Kundgebungen.

Die Kundgebung beginnt am Mittwochnachmittag um 14.30 Uhr, immer wieder ist der Spruch „Frau! Leben! Freiheit“ auf deutsch, englisch und persisch zu hören. Der Innenhof des Campus am Augustusplatz ist dabei gut mit Studentinnen und Studenten gefüllt. Naiera A. moderiert die Veranstaltung und hält selbst eine Rede auf englisch.

Studentinnen stellen Forderungen an die Universität Leipzig

Die Masterstudentin, die frühkindliche Entwicklung an der erziehungswissenschaftlichen Fakultät studiert, fordert die Universität zum Handeln auf und kritisiert die bisherige Haltung der Leitung. „Das Rektorat hat unsere Einladung zur Kundgebung nicht angenommen“, erklärt Naiera A. anschließend in einem Gespräch. Die iranischen Studentinnen und Studenten fordern mehr als das, was das Rektorat der Universität Leipzig aktuell tut: Auf der Website der Universität Leipzig zeigt sich das Rektorat in einem Statement besorgt und verweist auf die Angebote des Studentenwerks zur Psychosozialberatung.

„Wir brauchen nicht nur ein Statement auf der Webseite, sondern aktive Solidarität“, erklärt Naiera A. Das könnte konkret finanzielle und emotionale Unterstützung sein. Denn: „Viele iranische Studentinnen und Studenten, die sich aktuell in Leipzig und in Deutschland mit den Protesten solidarisieren und Veranstaltungen organisieren, können nicht mehr so leicht zurück in den Iran.“ Ihre Telefone würden am Flughafen konfisziert und durchsucht werden, mutmaßt Naiera A. Deswegen und weil sie Sorge um ihre Familie im Iran hat, möchte sie nicht mit ihrem vollen Namen genannt werden.

Finanziell sieht Naiera A. viele Möglichkeiten bei der Universität: „ Sie könnten die Studiengebühren reduzieren und Stipendien an iranische Studierende vergeben, sodass wir weniger finanzielle Sorgen haben.“

Greta und Nora (beide 24) beobachten die Kundgebung vom Rand aus und applaudieren bei den Reden. Für sie sei es wichtig, Präsenz zu zeigen, die Redebeiträge zu hören und sich so mit den Protestierenden im Iran solidarisch zu zeigen. Die Psychologie-Studentinnen zeigen sich betroffen. „Es ist mega schrecklich, wie mit den Menschen umgegangen wird, wie sie diskriminiert, gefoltert und getötet werden“, sagt Greta. „Für uns ist es so leicht, wir können studieren, wieder abbrechen und haben viele Privilegien“, ergänzt Nora. Die Universität könnte ihre Solidarität offener zeigen und sich beispielsweise durch Banner auf dem Campus positionieren. „Wenn Menschen wegen der Zustände aus dem Iran hierher fliehen, sollte die Uni ihnen mit Stipendien Sicherheit geben“, fordern die beiden Studentinnen.

Im Hintergrund spricht Sina aus Berlin. Der 28-Jährige hat zuvor in Leipzig studiert und fühlt sich der LGBTQIA+ Szene zugehörig. „Die große Revolution, auf die wir immer gewartet haben, ist endlich da“, ruft er durch das Mikrofon. „Wir werden kämpfen, bis alle Minderheiten frei sind! Wir lassen es nicht zu, dass sie uns länger töten!“